Babys wollen sitzen, aber ist das auch gut für den Rücken?

Baby sitzt und isst

Erst vor kurzem hatten wir eine Diskussion mit meinen Eltern, inwieweit es schädlich für den Rücken unseres kleinen Mannes sein kann, wenn wir ihm in eine sitzende Position verhelfen. Schließich war es zu unserer Babyzeit völlig normal, uns im Hochstuhl mit Kissen zu stützen damit wir bloß nicht wegkippen.

Warum können Babys nicht sofort sitzen?

Kommt ein Kind zur Welt, hat es eine runde Wirbelsäule, wie ein Bogen sieht es von der Seite betrachtet aus. Die sogenannte Doppel-S-Form, entwickelt sich erst in den ersten ein- bis eineinhalb Jahren. Die Wirbelsäule der Babys streckt sich von oben nach unten, also vom Hals, über die Brust-, bis in den Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Entwicklung der Wirbelsäule passt zeitlich genau zu den Entwicklungsschritten wie den Kopf zu halten, sich zu drehen, sich hinzusetzen, zu krabbeln, oder zu laufen.

Sollte man sein Baby bei den Versuchen sich hinzusetzen nicht unterstützen?

Die Versuchung ist natürlich groß, auch für uns als Eltern. Zu süß und mit zu großen Kulleraugen schaut er uns manchmal liegend an, als wolle er uns sagen in eine aufrechte Position gebracht werden zu wollen. Ob das nun wirklich so ist, oder man sich das einbildet, sei einmal dahingestellt. Er liegt, wenn wir essen auf seiner Decke neben uns und kann uns von dort aus beobachten. Wir sind da sehr geduldig und auch wenn in kürze die Beikost beginnt, werden wir ihn nicht gestützt in einen Hochstuhl setzen. Wie mit meiner Hebamme besprochen, bietet sich hier an das Baby auf den Schoß zu nehmen. Diese Position lässt ihn aufrecht sein, was das Risiko des Verschluckens minimiert und ist wie sie sagt, rückenschonender da man direkt auf die Bewegungen des Kindes eingehen kann. Diese Bewegungen sind wichtig, nichts ist für die Entwicklung schädigender als wenn das Baby sich nicht frei bewegen kann.

Das gestützte hinsetzen von Babys nennt man passives hinsetzen, was zu unserer Babyzeit noch völlig normal war, wird jetzt als schädlich angesehen. Mein Vater erzählt uns gern, wie er meinen Bruder und mich in einem Hochstuhl abgestützt hat und wir trotzdem immer den Halt verloren haben. Sie fanden es damals amüsant und sind im Grunde nur auf das quengelnde und sitzen wollende Baby eingegangen. Die Versuchung ist aber auch groß, denn die Unzufriedenheit der Babys steiget mit den Wochen und sie wollen sitzen. Es ist aber ganz natürlich und muss von den Eltern zugelassen werden, denn diese Unzufriedenheit führt letzten Endes nur dazu, dass die Kleinen es immer und immer wieder versuchen werden, bis es schließlich klappt und sie sich allein hinsetzen können. Das dauert hier natürlich noch einige Monate, jedoch ist es interessant zu beobachten, er hebt in der Rückenlage ständig den Kopf, wie situps. Gleiches gilt für drehen und co. hier haben wir ihn auch einfach machen lassen, ganz gleich wie viel er gemeckert hat und irgendwann konnte er es quasi von heute auf morgen.

Warum ist das passive hinsetzen schädlich?

Ob es tatsächlich negative Auswirkungen auf den Rücken hat, ist noch nicht eindeutig geklärt. Mögliche Folgen wären Rückenschmerzen oder Skoliosen, durch eine Verformung. Im gestützten Sitzen können die Babys sich nicht, etwa wie im Liegen frei bewegen und häufig die Position wechseln, deshalb geht man heute davon aus, dass es folgen für die Entwicklung der Wirbelsäule haben könnte. Hier geht es nicht nur um die klassischen Hochstühle, dies gilt auch für Wippen, Türhopser oder Lauflernhilfen. Im Grunde alles, in dem dem Baby die Möglichkeit genommen wird sich frei zu bewegen. Anders verhält es sich bei Tragehilfen, hier wird der kleine Körper rundum gestützt, eine Trageberatung ist aber absolut notwendig.

Besonders gefährdet für langfristige Schäden sind Kinder, die von Geburt an Verspannungen in der Halswirbelsäule aufweisen. Welche dem Geburtsvorgang an sich zugrunde liegen können. Unser kleiner Schatz litt auch an Verspannungen, welche wir dank einer Osteopathin in den Griff bekommen haben. Er schaute nur zu einer Seite und die Drehung des Kopfes zur anderen machte ihm starke Probleme.

Offensichtliche Folgen des passiven Hinsetzens

Setzt man ein Baby zu früh und vor allem zu oft gestützt hin, kann es seinem natürlichen Bewegungsdrang nicht mehr folgen. Es kann sich nicht nach Belieben und Entwicklungsstand vom Rücken auf den Bauch drehen und wieder zurück. Krabbeln lernen ist sitzend logischerweise auch nicht möglich und es kommt zu Verzögerungen oder dem Kind wird des Erlenen dadurch ganz genommen. Dabei ist das Krabbeln ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt, es ist ein äußerst komplexer Bewegungsablauf und erfordert ein hohes Maß an Koordination und Gleichgewicht

Wann ist ein Baby bereit zum Sitzen?

Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich, man hört häufig von einem Alter von etwa neun bis zehn Monaten, einige Babys schaffen dies schon mit sechs Monaten und andere erst mit einem Jahr. Um überhaupt sitzen zu können, muss die Muskulatur zunächst in der Rücken- und Bauchlage ausreichend gestärkt sein, um schließlich die Wirbelsäule in der aufrechten Position halten zu können. Frei und von alleine sitzen bedeuten, dass sich das Baby ganz von allein und ohne Hilfe aus der liegenden, in eine sitzende Position bringen kann und wieder zurück. Es ist nicht ratsam, dem Kind durch Hochziehen an den Händen in die sitzende Position zu helfen. Es wird dadurch nicht schneller gehen, ganz im Gegenteil. Diese Übung ist für die kleinen so anstrengend, dass sie sich nicht mehr auf anderes konzentrieren können, das selbstständige hinsetzen wird dadurch auch nicht geübt.

Ist es soweit und das Kind schafft es aus eigener Kraft und ganz ohne unsere Unterstützung zu sitzen, sollte das Baby nicht sofort lange in den Buggy gesetzt werden, oder stundenlang im Hochstuhl sitzen und spielen. Die neu aufgebauten Muskeln müssen erst an die Belastung gewöhnt werden und das dauert nun mal seine Zeit.

Wie soll mein Kind sicher essen, wenn es noch nicht in den Hochstuhl kann?

Mit der Beikosteinführung kann schon früher als das Kind sitzen kann begonnen werden. Nun stellt man sich als Eltern natürlich die Frage, wie man das Baby füttern soll, wenn es sich doch im Liegen schnell verschlucken kann. Die Neugeborenenaufsätze sind dazu absolut ungeeignet, denn hier liegen die Kinder mehr als das sie sitzen und die Gefahr des Verschluckens ist äußerst groß. Für die wenigen Minuten der Mahlzeiten, könnte das Baby dann besser in den normalen Hochstuhl gesetzt werden, sofern es nicht völlig zu einer Seite oder nach vorne hin wegsackt. Ein Fußbrett, welches es dem Kind leichter macht, die notwendige Stabilität aufzubauen ist hier hilfreich.

Die beste Alternative ist aber, das Baby einfach auf den Schoß zu nehmen, hier kann man stützend helfen und bemerkt den Bewegungsdrang direkt und kann diesem nachkommen.

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