Seit unser kleiner Mann drei Monate alt ist, werde ich von allen Seiten mit der Beikost konfrontiert. Ich solle ihn schon dran gewöhnen, ich muss noch warten bis er mindestens sechs Monate alt ist oder gleich mit BLW (Baby Led Weaning) anfangen.
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Wie gehen wir mit dem Thema Beikost um?
Unser kleiner ist bald fünf Monate alt, wenn es nach einigen Meinungen geht, sind wir also schon längst überfällig mit der Beikosteinführung. Vor allem die ältere Generation und auch schon unsere Eltern können unsere Haltung, einfach abzuwarten bis alle Reifezeichen erfüllt sind, absolut nicht verstehen. Auch werden wir als Eltern immer schief angesehen, wenn wir sagen, dass wir ihm kein zusätzliches Wasser zu seiner Milch geben. Es kommt einfach immer „früher hat man das aber anders gemacht“, ja genau, früher! Mit den Jahren kommen die Experten ja auch zu immer neuen Erkenntnissen, ist ja mit so vielen Dingen so. In anderen Bereichen wird es auch einfach akzeptiert, aber beim Thema Baby und vor allem zum Thema Beikost muss irgendwie jeder etwas sagen. Alle wissen es besser und kommen mit ungebetenen Ratschlägen um die Ecke, das kann einen schon ganz schön wütend machen!
Aber wir lassen uns da absolut nicht stressen, er wird uns schon zeigen wann es soweit ist und wir haben da Geduld mit ihm. Essen soll Spaß machen, es bringt schließlich nichts, ihm jetzt schon die Löffel mit Brei „reinzuschieben“, wenn sein Zungenreflex noch dagegen arbeitet. Auch die Sache mit dem Interesse am Essen muss genau beobachtet werden. Schaut er so interessiert, weil wir essen, oder würde er auch genauso interessiert gucken, wenn wir irgendetwas anderes machen? Sitzen ist hier so eine Sache, er möchte zwar immer in einer sitzenden Position gehalten werden, aber er könnte es nicht einmal ansatzweise selbst halten. Da die Kinder sowieso nicht sitzen sollen, ehe sie es selbst können ist auch dieser Punkt für uns definitiv nicht erfüllt und wir werden ihn nicht nur weil er es möchte hinsetzen, das schädigt schließlich langfristig dem Rücken. Auch die Nahrung vom Löffel in den Mund aufzunehmen, würde er noch nicht schaffen und öffnen, wenn wir den Löffel vom Teller heben ist auch nicht gegeben. Ein Reifezeichen hat er aber definitiv schon erfüllt, er steckt sich einfach alles was er kriegen kann direkt in den Mund.
Da ist bei unserem Kleinen also definitiv noch Luft nach oben und auch wenn schon einige Mamas aus meinem Umfeld mit teils noch jüngeren Babys bereits angefangen haben, lassen wir uns nicht beirren und warten einfach ab und wenn die Zeit kommt, legen wir los.
Beikost mit Brei
Mit Beikost, oder auch Breikost, meint man den schrittweisen Übergang von der Milch zum Brei, also von flüssig über breiig, bis hin zu fester Nahrung. Aber nicht nur das, dem Baby wird auch gezeigt, dass es einen anderen Weg gibt Nahrung zu sich zu nehmen als dem saugen an der Flasche oder der Brust.
Wann wird die Beikost eingeführt?
Die Beikost wird nach und nach eingeführt, die einen starten früher und die anderen später. Möglich ist die Beikosteinführung mit Beginn des vierten Lebensmonats, also wenn das Baby volle drei Monate alt ist. Aktuelle Empfehlungen raten aber dazu, mit Brei zu beginnen, wenn das Baby zwischen fünf und sieben Monaten alt ist, wieder andere empfehlen die ersten 180 Tage ausschließlich Milch zu geben. Hier gibt es aber keinen genau vorgegebenen Zeitpunkt, vielmehr ist es wichtig zu schauen ob das Baby reif für den Brei ist. Anzeichen dafür sind:
- Babys haben einen angeborenen Zungenreflex, heißt, sie stoßen feste Nahrung mit der Zunge wieder aus dem Mund. Dieser Reflex lässt nach und stellt einen Entwicklungsschritt in Richtung Brei dar.
- Das Baby sollte mit etwas Unterstützung aufrecht sitzen können, um sich an der breiigen, aber für das Baby schon festen Nahrung nicht zu verschlucken.
- Babys fangen irgendwann an, alles was sie zwischen die Finger bekommen in den Mund zu stecken, dies ist ein Zeichen dafür, dass es langsam in Richtung Beikost gehen sollte.
- Wenn das Baby in der Lage ist, die Nahrung mit den Lippen vom Löffel aufzunehmen, ist es ein Anzeichen.
- Das Baby solle Interesse am Essen anderer haben, es schaut den Eltern beim Essen zu und signalisiert sein Interesse.
- Babys die bereit für Essen sind, öffnen erwartungsvoll den Mund, wenn der Löffel vom Teller abhebt.
- Der letzte und mitunter wichtigste Punkt: Wird das Baby allein durch die Milchmahlzeit noch satt?
Diese Anzeichen sollten erfüllt sein, ehe mit der Beikosteinführung begonnen wird. Man wird merken, wann es soweit ist und vor allem muss man auf sein Gefühl vertrauen. Wie auch bei vielen anderen Entwicklungsschritten, ist das eine Kind früher und das andere Kind später dran, was aber kein Grund zur Sorge ist. Wie sagte meine Hebamme? „Irgendwann essen sie alle“.
Wie führt man die Beikost mit Brei ein?
Sind die Reifezeichen erfüllt, was meist zwischen dem 5. Und 7. Lebensmonat der Fall ist, kann man mit der Beikost anfangen. Empfohlen wird hier mittags den ersten Brei anzubieten, dieser kann je nach Belieben aus Möhren, Pastinaken oder Kürbis bestehen. Nach dem Kochen wird das Gemüse mit etwas Lein- oder Rapsöl (etwa 1 EL auf 100 g) zu Brei verarbeitet und dem Baby ergänzt um etwas Apfel- oder O-Saft mit einem Löffel angeboten. Zunächst wird das Kind vielleicht nicht einmal einen ganzen Löffel schaffen, es gibt aber auch Kinder die direkt über 100 g verputzen. Ganz egal wie viel das Baby gegessen hat, wenn es danach noch Milch verlangt, soll man sie ihm geben. Am nächsten Tag gibt man einfach noch einmal den Brei, wie man ihn am Vortag bereits angeboten hat. Ab dem dritten Tag kann man, wenn man möchte, eine weitere Gemüseart aus Kürbis, Möhre oder Pastinake anbieten. Ab der zweiten Woche kann auch Kartoffel mit Fleisch zusätzlich zu einer der drei Gemüsesorten angeboten werden, natürlich auch alles zu Brei verarbeitet und vermengt.
Ist das Baby gut an den Mittagsbrei gewöhnt und ist die Milchmahlzeit in der Mittagszeit dadurch vollkommen ersetzt, kann mit dem Abendbrei begonnen werden. Dieser besteht aus Milch, Getreide und einer Obst-Sorte. Die Milch kann entweder Muttermilch oder PRE Milch sein und wird einfach zum Anrühren der Schmelzflocken genommen. Auch hier wird bei Bedarf nach der Mahlzeit noch Milch angeboten.
Ist auch der Abendbrei eingeführt, geht es ans Frühstück, hier bietet man wie abends einen Milch-Getreide-Brei an. Dieser wird aber üblicherweise ohne Obst zubereitet, denn dieses gibt man als Snack vormittags. Für nachmittags bietet sich ebenfalls ein Milch-Getreidebrei an. Die Milchmahlzeit, die bis zuletzt bestehen bleibt, ist die zum schlafen gehen. Viele Kinder schlafen mit der letzten Milchmahlzeit ein und dieses Ritual kann auch noch bis ins Kleinkindalter beibehalten werden.
Bei der Beikosteinführung sollte man viel auf sein Gefühl hören, ein Schema F gibt es schlichtweg nicht. Die einen essen mehr, die anderen weniger. Manche Babys bevorzugen noch die Milch und spielen lieber beim Essen, andere hauen direkt rein. Es ist einfach ganz individuell und verschieden, auch Geschmäcker variieren oder manche Babys lieben den gekauften Brei aus dem Gläschen und rühren dafür keinen selbstgemachten an. Ganz gleich wie es abläuft, es gibt hier kein richtig und kein Falsch, handelt man instinktiv, macht man alles richtig.
Baby Led Weaning (BLW)
Unter Baby Led Weaning versteht man die durch das Baby geleitete Beikosteinführung. Hier essen die Babys von Anfang an selbst und nehmen so direkt am Familienessen teil. Zu Anfang noch mit den Händen und nach und nach dann auch mit Besteck. Die Vorteile des Baby Led Weanig liegen auf der Hand:
- Das Baby kann Geschmack, Aussehen, Konsistenz, Farbe und Geruch erforschen
- Die Selbstständigkeit und somit auch das Selbstwertgefühl werden gestärkt
- Die Hand-Augen-Koordination wird gefördert
- Man nimmt an, dass es wählerisches Essverhalten unwahrscheinlicher macht
Auch beim BLW gelten dieselben Reifezeichen wie bei der Beikosteinführung mit Brei. Das Baby sollte mit ein wenig Hilfe allein sitzen können, der Zungenreflex ist weg, das Baby zeigt Kau- und/ oder Schluckbewegungen usw. und es muss zudem den Drang haben, Essen selbst in die Hand zu nehmen, um es zum Mund zu führen.
Viele Eltern fragen sich, ob es sinnvoll ist direkt so, statt mit Brei zu starten. Früher gab es pauschal ab dem 4. Lebensmonat Brei und unpürriertes Essen wurde um den 6. Monat ergänzend dazu gereicht. Ab einem Alter von sechs Monaten (Hier kommen wieder die 180 Tage in Spiel) ist das Verdauungs- und auch das Immunsystem des Babys soweit ausgereift, dass beide Varianten möglich sind. Beim Baby Led Weaning wird somit direkt im Anschluss an die Muttermilch oder auch Flaschenmilch mit sechs Monaten das essen in seiner ursprünglichen Form, natürlich anfangs vorher gegart, gereicht. Dies entspricht auch den aktuellen Empfehlungen der WHO (World Health Organisation).
Wie führt man die Beikost mit BLW ein?
Wichtig ist, das Baby muss aufrecht sitzen und mit dem Gesicht dem Tisch zugewandt sein. Ob auf dem Schoß oder aber im Hochstuhl, ist dabei irrelevant. Die Arme und Beine müssen frei beweglich sein, aber dennoch muss es sicher sitzen. Dem Baby wird das Essen angeboten, statt es ihm auf einem Löffel vor dem Mund anzubieten, so kann es sich das Essen selbst nehmen und zum Mund führen. Um es für das Baby einfach zu machen, sollten es dicke Sticks oder Streifen sein, damit es besser greifbar ist. Wenn möglich sollte dem Baby immer das gleiche Essen angeboten werden, wie es auch der Rest der Familie isst. Gibt es also Nudeln mit Tomatensauce, können ein paar ungesalzene Nudeln beim Kochen für das Baby zur Seite gelegt werden. Schön ist es, wenn stets alle Familienmitglieder zur gleichen Zeit essen. Dies sollte aber nicht auf Biegen und Brechen so durchgeführt werden, denn damit das Baby Spaß an Mahlzeiten hat, ist es besser nicht müde. Wie auch beim Brei, wird bei Bedarf nach den Mahlzeiten Milch angeboten, wenn das Baby weiterhin hungrig ist. Hier bitte nicht versuchen, dem Baby mehr essen einzuflößen, als es das selbst möchte. Zu den Mahlzeiten kann abgekochtes Wasser auf Körpertemperatur gereicht werden.
Welche Nahrungsmittel können dem Baby beim BLW angeboten werden?
Im Grunde kann hier direkt alles angeboten werden, man muss also nicht mit einer bestimmten Gemüsesorte wie beim Brei beginnen. Dazu gehört Obst, Gemüse, Fleisch, die meisten Fischsorten, Käse, gekochte Eier, Brot, Reis und Pasta, natürlich alles ungewürzt und ohne Saucen. Der Vorteil ist hier ganz klar, dass das Baby direkt die verschiedenen Nahrungsmittel kennen, sehen, schmecken, riechen und fühlen kann.
Fragen & Antworten
Wann kann man mit der Beikost anfangen?
Man kann bereits mit Beginn des vierten Lebensmonat starten. Empfohlen wird es zwischen dem fünften und siebten Monat.
Muss man den ersten Brei aus Möhren zubereiten?
Für den ersten Brei bieten sich sowohl Möhren, Pastinaken aber auch Kürbis an.
Bekommt das Baby zum Essen Wasser oder Milch?
Dem Baby wird zum Essen Wasser angeboten, dieses sollte Körpertemperatur, also 37 Grad haben.
Wie sollte das Baby sitzen?
Das Baby sitzt zur Beikosteinführung idealerweise aufrecht auf dem Schoß, für einen Hochstuhl ist es sicher noch zu jung und in den Newbornaufsätzen liegen sie zu tief, sodass sie sich verschlucken könnten.
Kann man Babybrei vorbereiten?
Das Gemüse kann in größeren Mengen gekocht werden und in extra Behältern in kleinen Mengen eingefroren werden.
Welches Öl kann man für die Beikost nehmen?
Es eigenen sich Raps-, Soja-, Sonnenblumen-, Weizenkeim-, Mais- oder auch Leinöl für den Babybrei. Dieses sollte dem Brei immer nach dem Auftauen hinzugefügt werden.
Wie viel Öl gehört in den Babybrei?
Auf 100 Gramm Brei gibt man einen Esslöffel Öl.
Warum muss dem Brei Öl hinzugefügt werden?
Fette sind wichtige Energielieferanten und helfen auch bei der Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen.
Warum soll ein Apfel- oder O-Saft dem Brei zugefügt werden?
Um die Vitamin C Aufnahme zu erhöhen, wichtig ist es darauf zu achten, dass der Saft nicht zusätzlich mit Zucker angereichert wurde.
Wie viele Löffel Beikost sollte das Baby am Anfang essen?
Dies kommt ganz individuell auf das Baby an, einige essen zunächst nur einen halben Löffel und andere direkt 200 Gramm. Die Menge wird sich nach und nach steigern, man sollte dem Baby nicht versuchen den Brei eizuflössen, sondern es selbst entscheiden lassen.
Wie viel Brei ersetzt eine Milchmahlzeit?
Eine Milchmahlzeit gilt als ersetzt, wenn das Baby zwischen 60 und 100 Gramm Brei gegessen hat. Verlangt es danach trotzdem noch nach Milch, ist die Mahlzeit noch nicht ersetzt. Hier kann man keine pauschale Aussage treffen, da Babys unterschiedlich alt, groß und schwer sind. Auch die Menge der Milchmahlzeit lässt sich in diesem Alter nicht pauschalisieren.
Muss man den Babybrei selbst Kochen?
Es gibt in der Drogerie oder auch im Supermarkt ein großes Angebot an Herstellern für Brei. Diese haben auch kleine Mengen mit 60 Gramm in der Auswahl, die sich ideal zur Beikosteinführung eignen.
Wann braucht das Baby Beikost?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten, die WHO empfiehlt den Beikoststart zwischen dem 5. Und 7. Monat, genauer Gesagt ab 180 Tage nach der Geburt.
Warum soll man erst um den 6. Monat mit der Beikost beginnen?
Neue Studien belegen, dass Babys die vor Vollendung des 6. Monats mit der Beikost starten, ein erhöhtes Risiko tragen an Diabetes und Fettleibigkeit zu erkranken.